VendingSpiegel, 23.05.2024 – Ab dem 30. Dezember 2024 sollen die Vorgaben der EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten (EUDR) umgesetzt werden. Dann dürfen bestimmte Rohstoffe und Erzeugnisse nur noch in den Unionsmarkt ein- oder ausgeführt oder bereitgestellt werden, wenn diese nicht mit Entwaldung und Waldschädigung in Verbindung stehen (VendingSpiegel berichtete).
Bürokratischer Aufwand nicht zu stemmen
Nachdem vor einigen Wochen bereits der Deutsche Kaffee-Verband vor drohenden Kaffee-Engpässen aufgrund der Verordnung gewarnt hatte, rückt jetzt auch Kakao in den Fokus. Wie der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) mitteilt, sehe sich die Branche derzeit nicht in der Lage, die Anforderungen der EUDR rechtssicher zu erfüllen. Grund hierfür seien insbesondere „systematische Mängel der Verordnung“, teilt der Verband mit.
Besonders kritisch sei das Fehlen eines erforderlichen IT-Systems, das erst kurz vor dem Stichtag durch die EU-Kommission bereitgestellt und einsatzbereit sein werde. „Der bürokratische Aufwand und die zu erfassende Datenmenge sind für die Endverarbeiter derzeit sowohl technisch als auch logistisch nicht umsetzbar“, bemängelt der BDSI. Hinzu kämen Unsicherheiten bei bestimmten Materialien wie Holzpaletten oder dekorativer Geschenkverpackungen, die sich derzeit in einer rechtlichen Grauzone befänden.
Verband fordert Nachbesserung der Verordnung
Carsten Bernoth, Hauptgeschäftsführer des BDSI, betont die Dringlichkeit, bei der Verordnung nachzubessern: „Die Voraussetzungen für eine ordnungsgemäße Anwendung der EUDR sind nicht gegeben und die Zeit bis zum Start schwindet. Ohne praktikable Lösungen der EU-Kommission droht ein Fehlstart mit weitreichenden Folgen für die Versorgung mit Agrarrohstoffen und Lebensmitteln in der EU.“ Das wiederum würde sich laut Bernoth auf die Warenverfügbarkeit und Preise von Kakao auswirken: „Wenn nicht klar ist, was zum Zeitpunkt der Verordnung EUDR-konform ist, gibt es die konforme Ware schlichtweg nicht und es droht ein deutlicher Kostenschub.“
Der Verband fordert die EU-Kommission auf, umgehend notwendige Klärungen vorzunehmen, besonders bei Materialien, die derzeit in einer rechtlichen Grauzone sind. Dies sei entscheidend, um den Firmen genügend Vorbereitungszeit zu gewähren. Die Unterstützung der Bundesregierung bezeichnet der Verband dabei als unverzichtbar. Gleichzeitig bietet der Verband Unterstützung bei der Entwicklung praktikabler Lösungen an. „Grundsätzlich unterstützen wir den Kampf gegen die Entwaldung und sind bereit, gemeinsam Lösungen zu finden, die sowohl den Umweltschutz als auch die wirtschaftliche Machbarkeit sicherstellen“, sagt Bernoth.
sn