Biofach vom 11. bis 14. Februar 2025 in Nürnberg
Fachmesse gibt Impulse für Transformation in der GV
Wie der Anteil von Bio-Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung (GV) erhöht werden kann, zeigt die Biofach in diesem Jahr mit einem Schwerpunktthema. Auch für die Gastronomie gibt die Fachmesse zu diesem Thema praxisnahe Impulse.

VendingSpiegel, 11.02.2025 – Vom 11. bis 14. Februar begrüßt die Biofach als Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel internationale Akteure der Branche in Nürnberg. Der parallel stattfindende Kongress steht unter dem Leitmotto „Yes, we do! – Wie Wandel in der Bio-Lebensmittelwirtschaft gelingt“. Er bildet ein zentrales Forum für den Dialog und Wissensaustausch über zukunftsweisende Lösungen und die Transformation hin zu mehr Bio.

Blickpunkt Außer-Haus-Verpflegung

Ein Schwerpunkt der Veranstaltung liegt auf Bio in der öffentlichen Verpflegung. Die Sonderfläche in Halle 6, sowie das Forum „Stadt-Land-Bio“ im NCC Ost bieten Workshops, Diskussionsrunden und Präsentationen zum Beispiel zur regionalen Wertschöpfung oder Marktzahlen. Hervorzuheben sind mehrere Veranstaltungen, die das EU-Projekt „School-Food4Change“ vorstellen. Dieses setzt sich zum Ziel, das Schulessen für Kinder schmackhaft zu machen und gleichzeitig gesund für den Körper und unseren Planeten zu gestalten.

Der Schwerpunkt „Kommunales Gastro-Management in Deutschland und Europa“ eröffnet einen weiteren internationalen Blickwinkel, mit Erfolgsbeispielen und politischen Forderungen. In ihrem Vortrag „Organic Cities Network - Bio-Lebensmittel und die entscheidende Rolle der öffentlichen Beschaffung, Erfolgsbeispiele aus Deutschland, Frankreich und Schweden“, präsentiert das Netzwerk der Bio-Städte den neuen Leitfaden zum Gastro-Management. Die Metropolregion Nürnberg bezieht die Messebesucher aktiv in den Aufbau der Entwicklungsagentur für bio-regionale Beschaffung ein.

Bio in der Außer-Haus-Verpflegung (AHV) live und in Aktion erleben Teilnehmer zudem auf der Sonderfläche in zahlreichen Ausstellerpräsentationen und Live-Cookings. Zum Beispiel präsentiert Bioland „Farm to table in der Sterneküche“ mit Sebastian Junge, Mitglied von Slow Food Chef Alliance.

Angebote noch überschaubar

Mit diesem Schwerpunkt greift die Messe ein aktuelles Thema auf. Denn die Nachfrage nach Bio-Produkten in der AHV steigt, während der Anteil gering bleibt. Laut aktuellem BMEL-Ernährungsreport liegt der Bio-Anteil in der Gemeinschaftsverpflegung in Deutschland bei lediglich 1,3 Prozent. Der Frage, warum das Potenzial von Bio in diesem Markt bislang so wenig genutzt wird, wird im Rahmen der Veranstaltung unter anderem in Vorträgen beleuchtet. Zu den Experten hier gehört Marisa Hübner, die sich mit der Initiative Farm-Food-Climate für eine Veränderung in der Außer-Haus-Verpflegung einsetzt. Diese habe „ein enormes Potenzial, die Gesellschaft hin zu einer gesünderen und nachhaltigeren Esskultur zu führen“, betont Hübner. Zentrale Hürden seien jedoch regionale Verfügbarkeiten, Preissteigerungen sowie hoher bürokratischer Aufwand.

Dennoch sieht Marisa Hübner große Chancen: „Gesundes, nachhaltiges und schmackhaftes Essen sollte Standard in allen Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung werden. Wir müssen die Akteurinnen und Akteure des Systems befähigen, diese Transformation aktiv mitzugestalten.“ Täglich essen mehr als 17 Millionen Menschen in Kindertagesstätten, Schulen, Betriebskantinen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Gleichzeitig sind 50 Prozent der Deutschen der Meinung, es gebe zu wenige Bio-Gerichte in Restaurants und Kantinen, berichtete der BMEL-Ernährungsreport 2024.

Politischer Rückenwind

Eine Bühne bekommt das Thema auch an anderer Stelle während der Messe. Unter anderem auf der Sonderfläche „Bio außer Haus“ (ehemals ‚Treffpunkt Horeca – GV & Gastro‘) sowie im entsprechenden Forum im Kongress und in einem Trend Rundgang zum Thema werden innovative Konzepte und Produkte vorgestellt, die die Gemeinschaftsverpflegung zukunftsfähig machen sollen. „Für das große Ziel 30 Prozent Bio bis 2030 ist die AHV ein enormer Hebel“, betont Biofach-Veranstaltungsleiter Dominik Dietz.

Ein entscheidender Schritt in Richtung mehr Bio ist die Bio-Außer-Haus-Verpflegung-Verordnung (Bio-AHVV), die im Oktober 2023 in Kraft trat. Sie soll den Einsatz von Bio-Produkten in der Gemeinschaftsverpflegung erleichtern und Betriebe sichtbar machen, die mindestens 20 Prozent des Wareneinkaufs auf Bio umstellen – mit Siegeln in Bronze, Silber oder Gold. „Die Bio-AHVV ist ein wichtiger Impuls“, betont Marisa Hübner. Sie fügt hinzu: „Jedoch sollte Bio als Teil einer umfassenden Transformation gesehen werden, die auch Aspekte wie die Reduktion von Lebensmittelabfällen, den verstärkten Einsatz pflanzlicher Lebensmittel und den saisonalen Einkauf umfasst.“

Veränderte Ansprüche der Gäste

Auch von den Gästen wächst laut Expertin der Druck: Neben den Menschen, die ein größeres Bio-Angebot erwarten, kommen weitere Ansprüche der unterschiedlichen, sich verändernden Zielgruppen, wie zum Beispiel die Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen, hinzu. Neben dem Preis rücken Gesundheit, Umweltaspekte und Transparenz in den Vordergrund. „In Betriebskantinen sehe ich bereits, dass gutes Essen zum Aushängeschild für Unternehmen wird“, sagt Hübner. In Kitas, Schulen und Krankenhäusern bleibe der Preis jedoch weiterhin der dominierende Faktor, obwohl gerade hier Gesundheits- und Nachhaltigkeitsaspekte wichtiger werden müssten.

Trotz dieser Hürden sieht Hübner die Zukunft optimistisch: „Wir verfügen über das notwendige Wissen, um diese Transformation zu schaffen. Was wir brauchen, ist ein neues Mindset und die Bereitschaft, die Zukunft der Gemeinschaftsverpflegung aktiv zu gestalten.“ Praxisbeispiele wie das Projekt „Kantine Zukunft“ in Berlin würden zeigen, dass ein hoher Bio-Anteil auch ohne signifikante Kostensteigerungen möglich sei.

sn

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