BDSI
„Belastung wird zur Existenzfrage“
Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) blickt für die Branche auf ein schwieriges Jahr 2023 zurück. Das Inlandsangebot und der Export waren leicht rückläufig. Auch der Ausblick auf 2024 ist aufgrund zahlreicher Herausforderungen für die Branche getrübt.

VendingSpiegel, 25.01.2024 – „Ein inflationsbedingtes Umsatzplus verdeckt den Blick auf den abstiegsbedrohten Wirtschaftsstandort Deutschland und Kostenexplosionen für die heimischen Unternehmen“, hebt der Verband hervor. Im Jahr 2023 erlebten die mehr als 200 Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie demnach ein weiteres herausforderndes Jahr „mit drastischen Kostensteigerungen bei Rohstoffen, Personal, Logistik und Verpackung und einer Flut an neuen bürokratischen Anforderungen, die den Unternehmen zunehmend die Luft abschnüren“.

Wirtschaftsstandort Deutschland bedroht

Vor diesem Hintergrund fordert der BDSI-Vorsitzende Bastian Fassin: „Die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland muss wieder in den Vordergrund rücken. Im europäischen Vergleich haben wir die höchsten Steuern und Abgaben, die höchsten Löhne und leider auch eine marode Infrastruktur.“ Als mittelständische Branche fordere die Süßwarenindustrie deshalb, dass sich die Bundesregierung und auch die Europäische Union den existenziellen Herausforderungen annehmen, statt für mehr Bürokratie zu sorgen.

„Wir benötigen dringend Lösungen für eine wettbewerbsfähige Energieversorgung, politische Lösungen zur Bekämpfung des fortschreitenden Arbeitskräftemangels und eine funktionierende Infrastruktur im Bereich Verkehr und Digitalisierung“, sagt Fassin und betont: „Falls die Bundesregierung nicht zügig das Ruder herumreißt, droht eine Marktbereinigung zulasten kleinerer und mittelständischer Unternehmen und ein deutlicher Anstieg der Verlagerung von Produktionsschritten ins EU-Ausland.“

Erwartungen getrübt

Mit Blick auf 2024 erwartet der Verband „kein ruhiges Jahr“. Denn insbesondere bei den Kakao- und Zuckerpreisen sei keine Entspannung zu erkennen. Auch der Klimawandel bereite der Branche Sorge, weil es weltweit immer mehr Extremwetterlagen gebe. In Zukunft müsse sich der Markt zunehmend mit der Verfügbarkeit von Kakao oder anderen Zutaten beschäftigen.

„Massiv gestiegene Kosten machen der deutschen Süßwarenindustrie zu schaffen“, heißt es vom BDSI. „Die enorme Kostenbelastung wird für die Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie immer mehr zu einer Standortentscheidung oder gar einer Existenzfrage“, stellt der Verband fest. Dabei wirkten sich insbesondere nicht nur die 2023 stark gestiegenen Energie-, Logistik- und Rohstoffkosten aus, sondern auch standortbedingte Belastungen, die in Deutschland langfristig überdurchschnittlich hoch seien – darunter die Arbeitskosten, Steuern und Abgaben, die Dauer von Genehmigungsverfahren oder auch die Kosten für Verpackung und die steigende CO2-Bepreisung.

Inlandsangebot und Export leicht rückläufig

Das für die Branche wichtige Inlandsangebot entwickelte sich im Jahr 2023 laut BDSI rückläufig und lag mengenmäßig bei knapp 2,6 Millionen Tonnen (-0,3 %), der Inlandsumsatz stieg auf schätzungsweise 9,9 Milliarden Euro (+11,9 %). Nach Schätzungen des Verbands stieg die Produktion insgesamt der in Deutschland hergestellten Süßwaren und Knabberartikel im Jahr 2023 auf 4,3 Millionen Tonnen (+2,2 %). Wertmäßig entwickelte sich die Produktion mit rund 16,1 Milliarden Euro ebenfalls positiv (+13,3 %). Den Schätzungen liegen die amtlichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes und die Marktdaten der einschlägigen Marktforschungsinstitute zugrunde.

Das für die deutsche Süßwarenindustrie ebenfalls wichtige Exportgeschäft mit Süßwaren und Knabberartikeln sank im Jahresverlauf 2023 leicht. Insgesamt wurden schätzungsweise 2,5 Millionen Tonnen Süßwaren und Knabberartikel exportiert. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen leichten Rückgang von einem Prozent. Der Exportumsatz stieg im Jahr 2023 um 14,2 Prozent auf rund 12,2 Milliarden Euro.

„Angesichts des rückläufigen Inlandsmarktes und der hohen Konzentration im deutschen Lebensmitteleinzelhandel kommt gerade dem Export von Süßwaren eine wachsende Bedeutung für das wirtschaftliche Überleben der Unternehmen und den Erhalt der einzigartigen mittelständischen Struktur zu. Mit einem wertmäßigen Anteil von über 60 Prozent trägt insbesondere der Export zur Wertschöpfung in den Unternehmen bei“, kommentiert der BDSI.

Die einzelnen Produktgruppen

Die mengenmäßige Produktion von Schokoladewaren entwickelte sich nach Schätzungen des BDSI im Jahr 2023 positiv. Insgesamt wurden in Deutschland zirka 1,2 Millionen Tonnen Schokoladewaren produziert (+2,3 %). Der Produktionswert stieg um etwa 11,3 Prozent auf rund 6,9 Milliarden Euro. Der Export von Schokoladewaren entwickelte sich 2023 in der Menge (+2,5 %) wie auch im Wert positiv (+13,7 %).

Die Hersteller von Feinen Backwaren verzeichneten 2023 einen leichten Zuwachs. In der Menge stieg die Produktion von Feinen Backwaren auf Basis der Schätzungen des BDSI um 0,6 Prozent. Insgesamt wurden etwa 760.000 Tonnen Feine Backwaren produziert. Wertmäßig stieg die Produktion um 17,9 Prozent auf rund 2,8 Milliarden Euro. Auch die Exporte verzeichneten 2023 bei den Feinen Backwaren einen Anstieg von 2,1 Prozent in der Menge. Der Exportwert stieg um 20,7 Prozent.

Bei den Zuckerwaren verzeichneten die Hersteller 2023 eine positive Entwicklung. Die mengenmäßige Produktion stieg um schätzungsweise 3,7 Prozent auf 674.000 Tonnen, im Wert um 15,8 Prozent auf zirka 2,2 Milliarden Euro. Die Entwicklung der Exporte war 2023 bei den Bonbons und Zuckerwaren mit 2,0 Prozent in der Menge rückläufig. Der Exportwert hingegen stieg 2023 um 15,5 Prozent.

Die Hersteller von Knabberartikeln verzeichneten 2023 leichte Rückgänge. Die Produktionsmenge sank nach Schätzungen des BDSI um 1,5 Prozent auf rund 360.000 Tonnen. Im Wert stieg die Produktion um 11,8 Prozent auf etwa zwei Milliarden Euro. Die Exporte entwickelten sich 2023 bei den Knabberartikeln negativ, sie sanken gegenüber dem Vorjahr um 13,5 Prozent in der Menge. Der Exportwert stieg hingegen um 2,4 Prozent.

sn

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